Caspar David Friedrich kam 1774 zur Welt. Wie kein anderer Maler verkörpert er die zu seiner Zeit so populäre Romantik. Wie seine Zeitgenossen hatte er eine starke Neigung zum Phantastischen und Traumhaften. Darüber hinaus galt seine besondere Liebe der Natur und der unberührten Landschaft. Sein bekanntestes Bild „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ ist dafür das beste Beispiel: Es zeigt einen jungen Mann, der hoch über dem Nebelmeer steht und hinunter ins Tal auf eine vom Maler erfundene Landschaft blickt. Nicht die Realität steht hier im Vordergrund, sondern eine idealisierte Welt.
Deutschland wird seinen großen Maler 2024 gebührend feiern. Sonderausstellungen, Theateraufführungen, Reisen und viele weitere Veranstaltungen werden im Jubiläumsjahr angeboten.
Besonders in seiner Geburtsstadt Greifswald wird es eine Vielzahl von Veranstaltungen geben. Anlässlich des 250. Geburtstages hat die Stadt bundesweit Künstler*innen zu einem Wettbewerb eingeladen, mittels klassischer druckgrafischer Techniken Bezug auf Leben und Werk des Malers zu nehmen. Eine Jury wählte aus den Einsendungen 250 Arbeiten aus, unter denen auch Karin Stumpf mit ihrem Werk „Selbstbildnis vor der untergehenden Sonne“ vertreten sein wird.
Es handelt sich um einen mehrfarbigen Linolschnitt in der Technik des Verlorenen Drucks. Das Bild zeigt die Künstlerin beim Fotografieren vor einer modernen Stadtlandschaft mit untergehender Sonne. Die Arbeit ist eine Hommage an C.D. Friedrichs Werk „Frau vor untergehender Sonne“, in dem eine Frau mit der Landschaft zu verschmelzen scheint.
Neben den exakten Maßen des Originals übernimmt das Werk auch einige Elemente des Originals, überhöht sie, ergänzt das Bild und entwickelt die ursprünglichen Gedanken weiter, um sie in das einundzwanzigste Jahrhundert zu übertragen.
Die passive Figur der Frau wird im Linolschnitt durch die Künstlerin ersetzt, die das Bild aktiv in sich aufnimmt und mit dem Handy festhält. An die Stelle der altdeutschen Kleidung treten zeitgenössische Jeans und T-Shirts. Die Künstlerin macht nun Fotos (oder sind es Selfies?) von der Landschaft.
Auch die Landschaft hat sich seit C.D. Friedrichs Zeiten stark verändert. Die Berge im Hintergrund sind zwar immer noch zu sehen. Das Bild betont nun stärker die zerstörerische und beherrschende Stellung des Menschen in der Natur. In den letzten 200 Jahren hat sich der Mensch als ihr Herrscher profiliert. Das Bild zeigt, wie der Mensch nicht länger eine passive Rolle einnimmt, sondern seine Umwelt aktiv verändert. Das Werk regt zum Nachdenken an.