"Es ist schwer, sich selbst zu kennen, aber es ist auch nicht leicht, sich selbst zu malen", zitierte einst Vincent van Gogh. Der berühmte niederländische Maler (1853-1890 Auvers d'Oise) hinterließ nicht nur ein beeindruckendes künstlerisches Erbe, sondern auch eine Vielzahl von Selbstporträts, die seinen unverkennbaren Stil und seine persönliche Entwicklung einfangen.
Die Suche nach dem Selbst: Ein persönlicher Blick
Van Gogh nutzte seine Selbstporträts nicht nur als Mittel zur äußeren Darstellung, sondern vielmehr als Spiegel seiner eigenen Seele. Jedes Gemälde wurde zur Leinwand seiner inneren Gefühle und Gedanken, und so formte er sich selbst vor den Augen der Betrachter:innen.
Die Kunst des Selbstporträts ist keine neue Erscheinung. Zahlreiche Künstler vor ihm haben sich durch das Malen ihrer eigenen Abbilder auf eine Reise der Selbstreflexion begeben. Auch ich folge diesem Pfad, indem ich versuche, meine Geschichte, meine Emotionen und meine Persönlichkeit durch die Leinwand zum Ausdruck zu bringen.
Anders als bei van Gogh sind meine Selbstporträts nicht durch leicht erkennbare Merkmale geprägt. Vielmehr greife ich auf alte Fotografien zurück, insbesondere auf Kinderfotos, um mich mit meiner Vergangenheit und meinen Wurzeln auseinanderzusetzen. Diese Bilder sind für mich Fenster zu meiner eigenen Geschichte, und durch sie erforsche ich, wie meine Vergangenheit mich geprägt hat und zu der Person gemacht hat, die ich heute bin.
Selbstporträts als Spiegel der Seele
Meine Selbstporträts sind keine klassischen Abbilder meiner äußeren Erscheinung, sondern vielmehr eine Darstellung meiner inneren Landschaft. Sie sind eine Ode an meine Herkunft, meine Familie und die Umgebung, die mich geformt hat. In zarten Aquarellfarben tauche ich ein in die behütete Welt meiner Kindheit und erkunde die Gefühle und Emotionen, die mich bis heute begleiten.
Warum Selbstporträts? Diese Frage treibt mich an, denn für mich sind sie mehr als nur bildliche Wiedergaben meiner äußeren Erscheinung. Sie sind ein Spiegel meiner Seele, ein Fenster zu meiner inneren Welt, das ich den Betrachter:innen öffne, um sie an meiner Reise teilhaben zu lassen.
Selbstporträt in fünf Sinnen: Eine multidimensionale Erfahrung
Laut Wikipedia ist ein Selbstporträt die Selbstdarstellung der Physiognomie oder das Selbstbildnis eine*r Künstler*in. Damit handelt sich meist um ein gemaltes, gezeichnetes, gedrucktes, fotografiertes oder skulptiertes Abbild. Aber wer sagt, dass ein Selbstporträt sich nur auf die visuelle Wiedergabe einer Person beschränken soll?
Wir nehmen unsere Umgebung und unsere Mitmenschen mit unseren fünf Sinnen wahr. Das heißt, wir sehen Gesichter und Körper, hören Stimmen, können sie anfassen und berühren, und bei sehr intimen Beziehungen sogar riechen und schmecken.
Mit meinem Werk “Selbstporträt in fünf Sinnen” möchte ich Sie dazu einladen, mich besser zu erleben, mit all Ihren Sinnen.
- SEHEN: Auf einem Leporello mit 18 Zeichnungen im Format 10x10cm können Sie die Topographie meines Körpers erkunden.
- HÖREN: In einem "Hörbuch" mit alten und neuen Sprachaufnahmen versuche ich, mich zu erzählen und hörbar zu machen.
- RIECHEN: Ich habe meinen Schweiß und meine Pheromone gesammelt und konzentriert, um sie auf der Oberfläche eines Buches olfaktorisch erfahrbar zu machen.
4. TASTEN: Ich versuche die Weichheit und Rauheit meines Körpers in eine Stofffigur zu übersetzen (inklusive Stoffmusterseiten), die berührt und ertastet werden soll.
5. SCHMECKEN: Schließlich habe ich Hautstücke abgeschabt und geschnitten, um sie auf Hostien zum Probieren anzubieten.
Diese multidimensionale Erfahrung (in der Ausstellung AR(T)REST zu erleben) soll Ihnen ermöglichen, mich nicht nur als visuelles Bild zu erleben, sondern als eine lebendige Präsenz, die alle Sinne anspricht und eine tiefere Verbindung ermöglicht.
Die Kunst des Selbstporträts in der Gegenwart
Die Auseinandersetzung mit dem Selbst ist keine isolierte Übung, sondern ein Tor zu einem tieferen Verständnis der Welt um uns herum. Denn in unseren individuellen Geschichten und Erfahrungen finden wir oft überraschende Gemeinsamkeiten, die uns miteinander verbinden. So werden meine Selbstporträts nicht nur zu meiner persönlichen Reise der Selbsterkenntnis, sondern auch zu einer Brücke, die die Betrachter:innen einlädt, ihre eigenen Erinnerungen, Gefühle und Verbindungen zu erkunden.