Reisen bildet. Und eine Malreise hilft, den eigenen Standpunkt zu verfeinern und sich der Kritik anderer Künstler mit anderen künstlerischen Prägungen auszusetzen. Im Sommer 2023 reiste ich in die Mongolei. Im Rahmen eines Künstleraustausches zwischen der Galerie Mongolart und der Akademie für Malerei Berlin fuhr ich mit 12 weiteren Künstlerinnen nach Ulan Bator und in die Wüste Gobi.

Die Mongolei hat nicht nur kulturell, sondern auch landschaftlich viel zu bieten: die unendlichen Weiten, die nomadische Lebensweise sowie die buddhistische Kultur inspirieren zu neuen Bildideen und Kompositionen. Die Plein Air Malerei unter der gnadenlos brennenden Sonne ist körperlich sehr anstrengend. Auch die langen Fahrten (acht Stunden und mehr zwischen den einzelnen Siedlungen) im Geländewagen oder Minibus zehren an den Kräften. Hinzu kommt die Herausforderung, sich von der Umgebung inspirieren zu lassen, ohne sich zu stereotypen Bildern hinreißen zu lassen: Jurten, Tierherden, Sonnenuntergänge in der Wüste etc. gibt es wie Sand am Meer. Spannender ist es, den künstlerischen Blickwinkel zu übertragen und sich von Formen und Motiven inspirieren zu lassen.

Im Rahmen der Reise entstanden zwei Künstlerbücher („Ach So - Bruder Sitz“ und „A Day in Mongolia“) sowie eine Reihe von Aquarellen, die sowohl in der Mongolei als auch in Deutschland ausgestellt wurden. „Ach So - Bruder Sitz“ ist ein Reisetagebuch. Jeder einzelne Reisetag wurde auf Seiten festgehalten, die bereits mit mongolischen Collagen verziert waren. Dabei habe ich mich sowohl von den vorhandenen Bildern als auch von den täglichen Ereignissen inspirieren lassen. 

Die Gespräche mit den Fahrern und Künstlern waren sprachlich schwierig, so dass die Reisegruppe oft „Ach so“ rief. Sehr zur Freude der Mongolen, die uns erklärten, dass dies auf Mongolisch "Bruder, Sitz" bedeutet. „Ein Tag in der Mongolei“ ist ein sehr bekanntes Gemälde von B. Sharav (Балдугийн 'Марзан' Шарав), das wir sowohl im Original als auch restauriert bewundern konnten. Es zeigt verschiedene Szenen aus dem Leben der Mongolen im 20. Mein Buch ist eine Hommage an dieses Meisterwerk. 

Es gab eine Gruppenausstellung in der Galerie Mongolart in Ulaanbaatar und eine in Berlin in der Galerie Root. Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Mongolei im Jahr 2024 ist eine Ausstellung der Werke der Gruppe in der Mongolischen Botschaft geplant. Erste Ideen wurden mit dem Botschafter und dem Kulturattaché wurden im September 2023 diskutiert.

Interessant war, dass die mongolischen Künstler (N. Gunchinsuren, B. Tuvshin und B. Batjin), die uns auf der Reise begleiteten, die Landschaft sehr genau abgemalt haben. Sie sind sehr stolz auf ihr Land und haben eine künstlerische Ausbildung genossen, die sehr an die russische Schule angelehnt ist und die korrekte Wiedergabe der Umgebung propagiert. Der Austausch mit den Künstlern war eine große Bereicherung. Sie haben uns sehr ermutigt, genauer hinzuschauen und die Farben besser zu erfassen. Andererseits fanden sie die künstlerische Vielfalt und den klaren Standpunkt unserer europäischen Bilder erfrischend und überraschend.